Mittwoch, 06.06.2018
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Kategorienfehler vermeiden und Potenziale erschließen
Prof. Dr.-Ing. Reinhard Keil
Seit E-Learning Mitte der 90er Jahre auch in der Förderpolitik von Bund, Ländern und Kommunen deutlich an Bedeutung gewann, hat sich das Gebiet vielfältig ausdifferenziert und der Einsatz digitaler Techniken ist in weiten Bereichen der Bildung und Ausbildung aus dem Lehr- und Lernalltag nicht mehr wegzudenken.
Trotz dieses Erfolgs sind die Befunde zur Wirksamkeit bis heute heterogen und zum Teil widersprüchlich. Für die Lehrenden wird der Aufwand mit E-Learning meist größer und die Effekte für das Lernen lassen sich für viele Techniken und Methoden nicht durchgängig oder einheitlich belegen. Über die Jahre wurden Best-Practice-Beispiele gesammelt und Leuchtturmprojekte identifiziert, doch blieben etliche bloße Trends und die Klon-Nebenkosten (Moldaschl) für gute Praktiken erwiesen sich oftmals als zu hoch.
Ein Teil der heterogenen Befunde ist dem Umstand geschuldet, dass es angesichts der Vielfalt an Variablen und Wirkfaktoren kaum möglich ist, kontrollierte Untersuchungen unter Alltagsbedingungen vorzunehmen. Und auch die im Technikbereich beliebte Exploration eines Problembereichs mit Hilfe von Fallstudien lässt kaum Rückschlüsse auf kausale Ursachen zu.
Vor diesem Hintergrund lautet die zentrale Aussage des Vortrags, dass erst auf der Basis eines grundlegenden Verständnisses der Wechselwirkungen zwischen Mensch und Computer eine hypothesengeleitete Technikgestaltung möglich ist. Die Kernthese lautet, dass man mit technischen Mitteln nur technische Probleme lösen kann und dass pädagogische bzw. didaktische Probleme entsprechend pädagogische bzw. didaktische Lösungen erfordern. Um technische Potenziale für E-Learning identifizieren zu können, muss die Frage beantwortet werden, was denn die technischen Probleme beim Lehren und Lernen sind.
Der Vortrag stellt hierzu Beispiele und Erfahrungen aus der universitären Praxis der letzten 25 Jahre vor und verdeutlicht daran die Rolle des Computers für die Unterstützung kognitiver Prozesse.